• Wer nicht der Norm entspricht, läuft schnell Gefahr, abgewertet zu werden. Dabei übersehen die meisten, dass niemand völlig „normal“ ist. Es sind die individuellen Besonderheiten, die uns zu Menschen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften und Vorzügen machen.

    Von Märchen können wir diesbezüglich viel lernen. Sie erzählen von Wundern, Flüchen und nicht selten von Menschen, die alles andere als perfekt und gerade deshalb besonders und liebenswert sind.

    Die schöne Prinzessin war anfangs ein armes Mädchen, der tapfere Prinz galt als dümmster von drei Brüdern. Es gibt den Buckligen, den Däumling, das Mädchen ohne Hände und viele andere. Das vergessen wir gerne, weil wir uns oft nur an das glückliche Ende erinnern.

    Märchen erzählen häufig von gesellschaftlichen Außenseitern, die mit Hilfe von Zaubereien, wundersamen Begegnungen oder durch Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft ihre missliche Lage und die Vorurteile der anderen überwinden. Märchenfiguren mit Handicap sind häufig Sympathieträger. In Märchen steckt Toleranz. Denn anders als in vielen Erzählungen hängt das Glück der Märchenfiguren nicht an der Auflösung der Behinderung.

    Viele Märchen stellen damit einen sehr inklusiven Gedanken in den Mittelpunkt der Geschichte und erschaffen eine neue Zugangsweise zur Welt: Der Glaube an sich selbst und die Akzeptanz des Andersseins ist das eigentliche Ziel. Die „Seinsgewissheit“ ist der Schlüssel zu einem glücklichen und selbstbestimmten Leben.

  • „… da warf er auf einmal seine Eselshaut ab und stand da als ein schöner königlicher Jüngling.“

    „Das Eselein“
    KHM der Brüder Grimm
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