ABSCHIED UND WIEDERKEHR – MÄRCHEN UND GESCHICHTEN VON LEBEN UND TOD
3. bis 20. November 2022
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Tod und Auferstehung sind die Grundthemen des Lebens. Schon immer hat sich der Mensch Gedanken und Vorstellungen darüber gemacht. Viele davon sind in die Märchen eingeflossen.
In zahlreichen Märchen sind Motive enthalten, die uns den Tod so zeigen, wie wir ihn eigentlich sehen sollten: als Freund, mit dem wir ein neues, ein anderes Leben beginnen. Im Märchen ist der Tod ein Teil des Lebens, der den Übergang in eine andere Form des Daseins einleitet. Wenn der personifizierte Tod im Märchen auftritt, erscheint er selten hässlich und abschreckend, sondern er wird als schön und göttergleich geschildert.
In ihrer Symbolsprache erzählen die Märchen von Tod und Wiederkehr, von Stirb und Werde. Das Ufer eines Flusses oder der Meeresstrand versinnbildlichen die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits. Der Regenbogen ist in vielen Religionen die Verbindung zwischen Göttlichem und Irdischem. Er ist eine Brücke, die aus dem Wasser entsteht.
Der Tod gehört zum Leben, wie die Nacht zum Tag. Das Märchen weiß auch, dass das Nicht-sterben-können einem Fluch gleicht. Im Glauben der Naturvölker ist der Vogel die Verwandlungsform eines verstorbenen Menschen. Interessanterweise werden Geburt und Tod in Märchen oft in einer Person verkörpert – die großen Muttergottheiten galten auch als Herrinnen über Geburt und Tod.
Im Märchen ist der Tod kein endgültiger Zustand. Das Märchen legt uns ans Herz, das Leben zu leben und zu lieben.

René Schreiter
Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“
Geschäftsführer
Märchen beginnen oftmals traurig. Das zeigt sich schon im Motto dieses MÄRCHENLAND-Jahres „Abschied und Wiederkehr – Märchen und Geschichten von Leben und Tod“. Und doch wird am Ende in den meisten Märchen alles gut: Aschenputtel bekommt ihren Prinzen, aus dem Frosch wird ein Königssohn und Hänsel und Gretel schieben die böse Hexe in den Ofen, gehen nach Hause und müssen nie mehr arm sein.
So wünschen wir uns das auch im wahren Leben. Familie zu haben, bedeutet, gemeinsam Schönes zu erleben; zum Beispiel einen Besuch bei den Märchentagen. Gleichzeitig bedeutet es, Konflikte auszuhalten und auszutragen. Wenn Kinder ihr Zimmer nicht aufräumen, ärgert das die Eltern. Auf der anderen Seite bestimmen die Eltern, dass ihr Kind ein Computerspiel nicht spielen darf – und das ärgert das Kind. Aber es können auch wirklich schlimme Dinge passieren: Familienmitglieder können krank werden, Eltern sich ernsthaft streiten, das Geld kann plötzlich nicht mehr zum Leben reichen. Dann wünschen wir uns, dass alles wieder gut wird, wie im Märchen. Nicht immer klappt das einfach so.
Um Kindern und Jugendlichen, denen es aktuell nicht so gut geht, Halt zu geben und Teilhabe zu ermöglichen, darum kümmert sich die Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam. Und sie unterstützt Kulturangebote wie die Märchentage in Brandenburg. Damit will die Waisenhaus-Stiftung allen Kindern ein Kulturprogramm bieten, das von Sorgen ablenkt und zum Träumen und Nachdenken einlädt.
Damit wünsche ich Ihnen und Euch fantastische Märchenstunden, die vielleicht schon etwas vorweihnachtliche Stimmung herbeizaubern. Und ich wünsche mir, dass sowohl Erwachsene wie Kinder die kleinen und größeren Probleme bewältigen und daran wachsen können – genau wie die Figuren in den Märchen.